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18. Mai – Das Kloster, welches kein Kloster ist

Heute ging das Wandern zwar gut vorran, allerdings gab es einiges an Auf und Ab, was wir jedoch mittlerweile gut bewältigen konnten. Unser Ziel für heute war die Stadt Wattwill. Oben über der Stadt angekommen machten wir eine Pause und sprachen darüber, ob wir vor oder nach dem Dorf Häuser anfragen sollten. Während unserer Überlegungen viel mit ein großes Gebäude auf, welches sich auf einem kleinen Hügel neben der Stadt befand. Es sah aus wie ein Kloster und da wir bis jetzt fast ausschließlich gute Erfahrungen mit Klostern gemacht hatten und uns auch die etwaige spirituelle Erfahrung reizte machten wir uns auf den Weg dorthin. Auf einer Informationstafel lasen wir, dass das Kloster St. Maria von Kapuzinerinnen bewohnt wurde. Eine Gemeinschaft, welche ihr Leben völlig Gott widmen möchte und somit völlig isoliert von der Gesellschaft ihr Leben in diesem Kloster verbringen. Allerdings stand dort auch, dass „Gäste herzlich willkommen sind“ weswegen wir uns auf den Weg dorthin machten. Im Klostergarten angekommen sahen wir einige Jugendlichen, welche auf dem Feld arbeiteten, einer von ihnen kam uns mit einem breiten Lächeln entgegen und fragte uns ob wir eine Bleibe für die Nacht bräuchten. Als wir dies bejahten holte er „Roberto“, welcher zuständig dafür war. Besser gesagt er ging ihn suchen. Nach kurzer Zeit kam er schließlich und ich erklärte ihm unser Anliegen. Das wir Wanderer sind, dass wir ein Platz für unser Zelt suchen da wir finanziell nicht ausreichend gedeckt sind und das wir gern wissen würden was das für ein Ort hier ist. Nachdem ich meine flammende Rede (So schien es mir zumindest) beendet hatte, guckte mich Roberto schräg an und meinte in etwas gebrochenem Deutsch „Es tut mir Leid ich spreche nur ein bisschen Deutsch und du sprichst viel viel viel zu schnell ich hab gar nichts verstanden“. Also erklärten wir ihm langsamer was wir machen und vorhaben. Er erklärte sich sofort einverstanden und bot uns sogar eine Dusche und ein Frühstück an. Nachdem wir also unser Zelt aufgebaut haben kam ich mit einem Mann ins Gespräch der über das Gelände an uns vorbeilief und uns nett grüßte. Er erklärte mir, dass dieses Kloster nachdem es verlassen wurde, von der Organisation „Fazenda da Esperança“, was soviel wie „Hof der Hoffnung“ heißt übernommen wurde. Diese Organisation, welche ursprünglich in den Drogenvierteln von Brasilien entstanden ist, hat sich zur Aufgabe gemacht Menschen, welche Suchtprobleme haben, unter Depressionen leiden oder welche den Sinn ihres Lebens verloren haben, Unterschlupf zu gewähren. Dies sieht so aus, dass die Leute freiwillig hier her kommen können und sich durch körperliche und gemeinnützige Arbeit neu Orientieren können. Die Erfolgsrate liegt laut ihm bei über 80%, da das Konzept vorsieht, dass alle die hier herkommen das auch wollen müssen. Die Tür steht die ganze Zeit offen, jeder kann gehen wann und wohin er will und die einzige Voraussetzung die man mitbringen muss ist zu sagen „Ja ich will“. Der Aufenthalt, ob ein Jahr, einige Monate oder noch länger, ist mit keinerlei Kosten verbunden. Man kriegt dort die Chance sich selbst aus seine Problematik herauszuarbeiten und sich durch die Arbeit, welche man tagtäglich verrichtet selbst ernährt. Auch der Mann mit welchem wir sprachen, meinte, dass er vor drei Jahren selbst hier hergekommen ist ohne jegliche Hoffnung und Sinn. Und heute ist er Verwalter dieser Einrichtung und betreut die Leute die sich entscheiden hier her zukommen. Eine unglaubliche Gemeinschaft dort und ein wahnsinnig tolles Projekt, welches sich seit seiner Entstehung vor 35 Jahren extrem und vor allem weltweit verbreitet hat. Heutzutage existieren über 140 Einrichtungen in allen Teilen dieser Welt. Dieser Mann sagte uns, dass wenn ihn jemand vor drei Jahren aufgetragen hätte auf ein Blatt zu schreiben wer er ist, hätte er nicht gewusst was er schreiben solle, heute jedoch meint er, dass er ganze Bücher mit seiner Persönlichkeit füllen könne. Es war ein Privileg diese Menschen kennenzulernen und es ist auf jeden Fall ein Platz zu welchem ich, oder wir, zurückkehren werden.

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